Panasonic Lumix Kameras über PC steuern

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  • Beitrag zuletzt geändert am:31/01/2024

Hier findet ihr ein kurzer Bericht und Erklärung zu der Nutzung einer Panasonic Lumix Kamera am Windows PC über Ascom und Nina.

Gedanke

Bis jetzt habe ich immer nur visuell Mond, Planeten und DSO Objekte beobachtet.
Mir ist aber immer wieder der Gedanke gekommen, besonders DSO Objekte, zu fotografieren.
Eine spezielle Astrokamera habe ich zwar nicht, aber meine Panasonic Lumix G70.
Bestimmt nicht die beste Wahl, aber durchaus nutzbar.


Bevor ich also viel Geld in die Hand nehme, wollte ich erst einmal die G70 für diesen Zweck einsetzten.
Da auch die Montierung über einen PC gesteuert wird wollte ich die Kamera direkt mit einbinden.
Im weiteren Verlauf beschreibe ich die Installation der Kamera und meine Erfahrungen mit dieser für die DSO-Fotografie.


Bitte beachten:

Ich nutze eine Panasonic Lumix G70 mit aktueller Firmware, andere Modelle funktionieren eventuell nicht/anders oder besser.
Ich nutze für den gesamten Prozess als Steuerungssoftware Nina, auf diese gehe ich nicht komplett ein.
Auch die aktuelle Ascom Plattform sollte installiert sein.


Was wird gebraucht?

  • Panasonic Lumix Kamera (im meinen Fall die G70)
  • Windows PC mit Software wie Nina und Ascom
  • WLAN
  • Lumix Ascom Treiber und LMaster


Die Einrichtung

Ascom:
Als erstes muss der Ascom Treiber von Github heruntergeladen werden.
Diesen anschließend installieren.
Wichtig: PC nach der Treiber-Installation neu starten.
Der Treiber wird benötigt damit Programme wie Nina über die
Ascom Plattform mit der Kamera kommunizieren können.

LMaster:
LMaster kann aus dem Microsoft App Store heruntergeladen werden.

Dieses Programm ist ehr ein Workaround.
Laut Entwickler des Ascom Treibers soll es auch ohne LMaster möglich sein die
Kamera mit dem PC zu verbinden. Leider hat es bei mir nicht geklappt.
LMaster stellt die Verbindung von Kamera zu PC her.
Das Programm läuft nur im Hintergrund.
Der Entwickler nutzt eine G80, bei ihm scheint es auch ohne LMaster zu funktionieren.

Kamera:
An der Kamera muss noch eine WLAN Verbindung erstellt werden.
Dazu in den Einstellungen der Kamera den Punkt Wi-Fi auswählen und unter Wi-Fi-Funktionen eine neue Verbindung erstellen.


Die Funktion die benötigt wird ist „Aufnahme & Ansicht über Fernbedienung“.
Anschließend öffnet die Kamera ein WLAN.
Für eine optimale Nutzung sollte die Belichtungszeit auf B (Bulk) und der Modus auf M (Manuell) stehen.

PC verbinden:
In den WLAN-Einstellungen des PCs sollte jetzt unsere Kamera auftauchen.
Mit diesem Netz muss eine Verbindung hergestellt werden.
Jetzt kann LMaster gestartet werden, auf der Kamera taucht jetzt auch ein Hinweis auf, dass sie aus der Ferne gesteuert wird.


Mit LMaster lässt sich auch vom Computer aus die Kamera steuern, funktioniert sehr ähnlich zu der Lumix App für Mobilgeräte.
Darauf möchte ich jetzt aber nicht weiter eingehen, für den weiteren Verlauf einfach das Programm minimieren. Es läuft im Hintergrund weiter.

Nun ist es an der Zeit die Kamera auch in unserem Astro-Programm einzurichten.
Das Programm meiner Wahl ist dabei Nina.
Im Kamera Menü von Nina taucht jetzt die Option „Lumix Camera (Ascom)“ auf.
Dieser Punkt muss ausgewählt werden.


Anschließend schauen wir über das Zahnradsymbol in die Einstellungen.
Die Kamera sollte nun automatisch erkannt werden.
Bei der ISO Zahl keinen Wert eintragen, dieser muss über die Kamera gewählt werden.
Wenn ein Wert ausgewählt wird traten bei mir Fehler auf.
Der Shutter Speed wird auf B (Bulk) gesetzt damit Nina die komplette Kontrolle erhält.
Als Transferformat wähle ich JPG.

Wichtig: Dabei handelt es sich nicht um das Format welches auf der Kamera gespeichert wird, wenn dort RAW ausgewählt ist, speichert die Kamera auf der SD-Karte auch RAW.

Zusätzlich sollte noch ein Temp Ordner erstellt werden falls Bilder während der Session angeschaut werden sollen. In dem Ordner werden dann die JPGs gespeichert.

Jetzt ist es möglich über Nina Aufnahmen mit der Lumix Kamera zu erstellen.
Wie üblich entweder über eine Sequenz oder manuell über den Punkt „Aufnahmen“.


Wissenswert

Die Kamera lädt über WLAN nach jeder Auslösung das Bild in den Temp Ordner.
(In dem jeweiligen TransferFormat)
Das Problem dabei ist, wenn jetzt 1 Min belichtet wird, wird solange von der Kamera mit der nächsten Belichtung gewartet bis das Bild übertragen ist, aber die Zeit „läuft schon“. Das heißt, wenn die Übertragung 20 Sekunden braucht, belichtet die Kamera nur noch 40.
Daher empfiehlt es sich zwischen den Aufnahmen entsprechend lange zu warten.

Zusätzlich zu den übertragenen Bildern werden auch alle Bilder auf der SD-Karte der Kamera gespeichert.

Nina kann die Bilder die in den Temp Ordner gespeichert werden nicht öffnen, daher gibt Nina einen Fehler aus, diesen einfach ignorieren. Wenn man zwischendurch Bilder anschauen will kann man selber in den Temp Ordner schauen.
Andere Programme können damit besser umgehen und sogar Plate Solving betreiben (laut Entwickler zB APT).

Live View ist nicht möglich.

Nachtrag 31.01.2024:
Ein netter Forist aus dem Astronomieforum hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es Probleme mit der Serienaufnahme in Nina geben kann.
Er hatte dieses Problem, hat aber auch einen Fix gefunden.

Wenn die Software LMaster im Hintergrund geöffnet ist kommt es zu diesen Problemen, dass die Sequenz in Nina nicht weiter läuft.
Wenn man allerdings die Software minimiert (nicht schließen!!) tritt der Fehler nicht auf.

Die Anwendung

Nun aber endlich zur Anwendung.
Die Kamera habe ich mit einen Tokina 80-200mm 2.8 Objektiv und meiner Skywatcher AZ-Gti Montierung genutzt.
Kalibriert habe ich die Montierung über den Bildschirm der Kamera mit Live View.
Das hat sehr gut funktioniert.

Anschließend habe ich eine Sequenz erstellt bei der, zwischen jedem Foto, 5 Sekunden Pause gemacht wird damit die Übertragung des Bildes in den Temp Ordner keine Probleme macht.
Über die Bilder habe ich einige Male geprüft ob mein Objekt noch passend im Bild steht.


Das Ergebnis

Hier könnt ihr jetzt mein allererstes Ergebnis sehen.
Der Orion Nebel (M 42), 60×15 Sekunden, ISO 1600, F2.8 mit der Lumix G70. Ich bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden.

Durch ein besseres Objektiv/Teleskop oder Abblenden lassen sich weglaufende Sterne vermeiden, auch könnte ich mich bestimmt bei der Montierung verbessern.
Auch gegen das Ausbrennen des Kerns könnte man etwas tun.
Für den ersten Versuch kann ich mir aber nicht viel besseres vorstellen.


Unten gibt es noch weitere Ergebnisse.


Fazit

Kann man mit einer Panasonic Kamera Astrofotografie betreiben?
Kurz, ja.
Kommt aber stark aufs Modell und das verwendete Programm an.
Auch ist die Bedienung nicht die komfortabelste.
Wer aber die Kamera eh hat und erstmal testen möchte ob es Spaß macht die Tiefen des Alls abzulichten braucht sich keine andere Kamera kaufen.

Ich würde aber dringendst dazu raten ein Programm zu nutzen in dem man Bilder direkt sehen kann und auch Plate Solving möglich ist.
Dadurch wird die Bedienung um einiges leichter.


Weitere Ergebnisse