Tuning eines Newton Teleskops (Skywatcher 130 PDS)

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  • Beitrag zuletzt geändert am:01/01/2024

In diesem Bericht beschreibe ich wie ich mein Newton, ein 130PDS von Skywatcher, getuned/verbessert habe.

Warum das Ganze?

Günstige Newton Teleskope bringen meist einige Probleme mit sich.
Das 130PDS von Skywatcher, ca. 330€ bei Erstellung des Berichts, ist eines dieser Teleskope.
Andere Hersteller wie Ts, Bresser oder Omegon bieten auch ähnliche Optiken an.

Wenn ich von Problemen rede meine ich Unschönheiten in der Abbildung der Teleskope.
Die Fehler bei der Abbildung zeigen sich meist an Sternen oder bei hellen Objekten.
Es kann zB passieren, dass das Rohr vom Okularauszug (OAZ) so weit in den Strahlengang des Teleskops reinsteht und somit Licht „blockiert“.
Dadurch können unschöne Muster an Sternen entstehen.
Auch ist es möglich, dass Reflektionen an der Tubuswand ungünstig in den Okularauszug, und so auch auf den Kamerasensor / das Okular, geworfen werden.

Das sind alles Dinge die nicht jeden stören und auch bei der visuellen Beobachtung nicht so stark auftreten (ggf. gar nicht auffallen) wie bei der Fotografie.
Allerdings kann man mit wenigen Mitteln noch viel aus einem günstigen Newton herausholen.


Was kann man alles machen?

Zuerst habe ich mich informiert was man alles an einem Newton verbessern kann.
Hier einmal eine kurze Liste was es alles für Möglichkeiten gibt.
(Keine bestimmte Reihenfolge)

  • Hauptspiegel Blendring
  • Tubus schwärzen / auskleiden
  • Okularauszug schwärzen / auskleiden
  • Fangspiegelspinne schwärzen
  • Fangspiegelkanten schwärzen
  • Okularauszug kürzen
  • Taukappe
  • Fangspiegelheizung
  • Hauptspiegellüfter
  • Hauptspiegel Streulichtschutz
  • Besserer Okularauszug
  • Gefräste Fangspiegelspinne
  • Carbontubus

Einige dieser Maßnahmen machen zusammen weniger Sinn.
So braucht man zB nicht eine Taukappe und eine Fangspiegelheizung zusammen verwenden.
In den meisten Fällen sollte eins von beiden ausreichen.
Auch wird es nicht unbedingt nötig sein den Okularauszug (OAZ) zu kürzen wenn man einen neuen, flachbauenden für die Fotografie einsetzt.

Einige der Maßnahmen würde ich ehr unter „high end“ zusammenfassen.
Wie der Carbontubus, die gefräste Fangspiegelspinne oder der bessere OAZ.
Es sind schöne Verbesserungen, allerdings nicht wirklich nötig.

Was habe ich gemacht?

Ich selber habe diese Maßnahmen umgesetzt:

  • Hauptspiegel Blendring
  • Tubus auskleiden
  • Okularauszug schwärzen
  • Fangspiegelspinne schwärzen
  • Fangspiegelkanten schwärzen
  • Taukappe
  • Hauptspiegel Streulichtschutz

Was ich gerne noch machen würde:

  • Carbontubus

Auch ein besserer Okularauszug wäre eine nette Sache.
Allerdings gibt es nicht viele OAZs die zu meinem 130PDS passen und auch besser sind als der Originale.
Daher müsste ich neue Löcher in den Tubus bohren oder einen Carbontubus mit anderen Löchern kaufen.
Ich halte diese Komponenten aber nicht für zwingend nötig.

Was bringen die Verbesserungen die ich vorgenommen habe?

Hauptspiegel Blendring:
Bei vielen Newton Teleskopen haben die Hauptspiegel abfallende Kanten.
Diese Kanten erzeugen teilweise starke Reflexe. Diese fallen grade an hellen Sternen stark auf. Es entsteht ein überstrahlter Bereich um die Sterne.
Auch die Klemmen die den Spiegel in Position halten erzeugen Reflexe oder „Muster“ im Bild.
Ein Blendring wird dabei über die Klemmen und die Spiegelkante gelegt und diese Reflexe werden verhindert. Mein Ring kommt aus dem 3D Drucker. Für viele Teleskope, grade von Skywatcher, gibt es schon fertige Modelle zum Herunterladen und drucken.

Tubus auskleiden:
Wie schon erwähnt sind, besonders bei günstigeren Teleskopen, die Tuben von innen nur schlecht geschwärzt oder teilweise sogar komplett blank.
Dadurch wird Licht im Tubus hin und her geworfen und landet dabei unglücklich im Okularauszug.
Dabei entstehen wieder unschöne Reflexe im Bild.
Grade wenn eine Lampe in der Nähe oder ein heller Stern nur knapp außerhalb des Sichtfeld ist kann es dazu kommen.

Es gibt zwei Möglichkeiten dieser Problematik entgegen zu wirken.
1. Tubus auskleiden
Ich selber habe den Tubus mit Velourfolie ausgekleidet.
Diese Folie schluckt den größten Teil des ungewollten Lichtes und sorgt somit für ein wesentlich ruhigeres Bild.

  1. Tubus schwärzen
    Alternativ ist es auch möglich den Tubus von innen zu schwärzen.
    Dazu verwendet man Antireflexfarbe.
    Das Problem dabei ist, dass man recht viel dieser Farbe braucht und, dass man den Tubus mehrmals damit streichen sollte.
    Der Aufwand und die Kosten sind bei dieser Variante wesentlich höher.
    Allerdings sollten ähnliche Ergebnisse möglich sein.

Okularauszug schwärzen:
Der Okularauszug ragt leicht in den Strahlengang des Teleskops hinein.
Man könnten OAZ kürzen, allerdings macht man ihn dann ggf. für andere Einsatzzwecke unbrauchbar.
Eine andere Methode ein wenig gegen die entstehenden Reflexionen zu arbeiten ist es den Auszug von außen zu schwärzen.
Dazu habe ich mir Antireflexfarbe gekauft und den Teil vom Auszug der ins Teleskop rein ragt damit angemalt. Nach dem Trocknen der Farbe habe ich nochmal drüber gestrichen.
Zusätzlich habe ich den OAZ auch komplett von innen zweimal gestrichen.
Wichtig ist dabei nicht die Gewinde des Auszugs zu überstreichen.
Sonst blättert die Farbe ab und fällt auf die Spiegel oder Zubehör lässt sich nicht richtig anschrauben.
Es wäre auch möglich den OAZ von innen mit Velourfolie auszukleiden.

Fangspiegelspinne schwärzen:
Die Fangspiegelspinne ist der Teil des Teleskops der vorne an der Öffnung den kleinen Fangspiegel hält.
Grade bei günstigeren Teleskopen erzeugt die Spinne Reflexe. Diese zeigen sich zB an Doppelspikes an den Sternen.
Auch hier habe ich wieder die Antireflexfarbe benutzt wie auch bei dem OAZ.

Fangspiegelkanten schwärzen:
Wie alle anderen Bauteile die sich im Strahlengang des Teleskops befinden kann auch der Fangspiegel selber zu unerwünschten Reflexionen führen.
Grad die hellen, oft silbernen, Kanten des Spiegels neigen dazu Reflexe zu erzeugen.
Daher lohnt es sich auch hier die Kanten mit Antireflexfarbe zu bepinseln.
Hier aber sehr vorsichtig sein und nicht an die spiegelnde Oberfläche selbst kommen.
Als Alternative gibt es auch 3D gedruckte Kappen die man über den Spiegel ziehen kann.

Taukappe:
Die Taukappe ist wohl die wichtigste Verbesserung.
Grade in den kalten Jahreszeiten setzten Teleskope gerne Tau auf den optischen Flächen an.
Bei Newton Teleskopen ist dabei der Fangspiegel betroffen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten dem entgegen zu wirken.
Es wäre möglich eine Fangspiegelheizung zu installieren.
Allerdings benötigt diese Strom.
Wenn man visuell beobachtet oder auch auf dem Feld unterwegs ist hat man nicht immer Strom oder nur einen kleinen Akku.
Daher würde ich ehr auf eine Taukappe zurückgreifen.
Die Taukappe gibt es fertig, aber sie lässt sich auch selber basteln.
Anfangs habe ich eine Aquarienunterlage mit Klettband versehen und so um den Tubus gewickelt.
Allerdings hält diese Variante nicht ewig.
Ich habe mir daher eine Taukappe im 3D Drucker gedruckt.
Taukappen aus dem 3D Drucker gibt’s natürlich auch fertig zu kaufen.
Als Alternative gibt es auch fertige flexible Taukappen.
Diese lassen sich sehr gut transportieren.

Hauptspiegel Streulichtschutz:
Auf der Rückseite des Teleskops, wo der Hauptspiegel eingeklemmt wird gibt meist eine Lücke zwischen Tubus und Hauptspiegel.
Durch diese Öffnung kann ungewolltes Licht in das Teleskop gelangen und auch zu Reflexen führen.
Um dies zu verhindern habe ich eine alte Wollmütze hinten über den Tubus gezogen.

Einige Bilder des Umbaus:

Hinweise:

Baut euer Newton nur um wenn ihr es euch wirklich zutraut und wisst was ihr tut.
Man kann an der Optik auch viel falsch machen.

Wenn der Hauptspiegel ausgebaut wurde bzw. die Halteschrauben gelöst wurden, diese nur sehr leicht und gleichmäßig anziehen. Sonst gibt’s eckige Sterne.
Auch muss, das System komplett neu eingestellt werden.

Am besten eine weiche Unterlage nutzen.
Ich habe ein Handtuch verwendet.

Nicht mit den Fingern auf die Spiegel fassen!

Fazit:

Leider kann ich den Umbau nur visuell Beurteilen.
Fotografiert habe ich erst nach dem Umbau.

Nach dem Umbau konnte man grad an hellen Objekten einen Unterschied erkennen.
Vorher hatte ich immer leichte Halos / Kränze um Planeten.
Diese haben nach dem Umbau scharfe Kanten.
Auch wurden die helleren Objekte dadurch auch schärfer.
Dunklere Objekte konnte man leichter und deutlicher erkennen.
Ich nehme auch eine leichte Kontraststeigerung wahr.

Fotografisch konnte ich leider keinen Vergleich anstellen.
Allerdings habe ich eine wirklich gute Abbildung mit meinem Newton erzielt.
Bei den einzelnen Bildern sieht man durch den OAZ eine Abschattung.
Mit Flatframes kann man diese allerdings verschwinden lassen.

Meiner Meinung nach lohnt sich der Umbau auf jeden Fall.

Die ersten Bilder habe ich mit folgender Ausrüstung aufgenommen:

Ausrüstung:
Teleskop: Skywatcher 130PDS Newton (getuned)
Korrektor: Baader MPCC MK.III
Kamera: Canon EOS 600Da
Montierung: Celestron Advanced GT mit Onstep Umbau
Guidekamera: ZWO ASI120MM-S
Leitrohr: SVbony SV106 50mm
Stromverteilung: Pegasus Astro Pocket Powerbox Micro
Gesteuert mit: Asi Air V1

Bearbeitung:
Astro Pixel Processor, GraXpert, Affinity Photo, StarXterminator, NoiseXterminator